[Guide] Dein eigenes RP Projekt

Moin Leute,

in diesem Post möchte ich einige Erfahrungen und Erkenntnisse festhalten, die einem angehenden Projektleiter im Rollenspielbereich helfen können. Erfahrungswerte sind natürlich nicht immer auf jeden Einzelfall reproduzierbar. In den letzten Monaten und Jahren habe sicherlich die Meisten von euch hier einige Projekte auftauchen und untergehen sehen. An einigen habe ich teilgenommen und wieder anderen direkt mitgewirkt. Möchtest du also jetzt ein eigenes Ding aufziehen, und das kann eine eigene Fraktion oder ein ganzer Server im Bereich Rollenspiel sein, möchte ich dir möglichst viel nützliches an Wissen schon im Vorfeld mitgeben. Entscheidet also selbst inwiefern ihr nutzen aus dem Beitrag ziehen könnt.

Bevor du anfängst dich mit der ganzen Thematik auseinander zu setzen überlege dir einmal mit welcher Motivation du das Projekt startest.

• Du bist von der Vision eines anderen begeistert und möchtest diese weiter führen
• Du bist unzufrieden mit einem aktuellen Projekt und möchtest es besser machen
• Du bist überzeugt eine gute Idee zu haben und willst diese umsetzen

Sollten die ersten beiden Punkte auf dich zutreffen, solltest du deinen ganzen Plan direkt verwerfen.

Ein gutes Projekt braucht eine gute Vorbereitung, ansonsten wird das ganze eine Todgeburt. Zur ersten Wahrheit gehört dazu, sich der Playerbase bewusst zu machen an die sich dein Projekt richten wird.

1. Die Meisten sind faul
2. Die Meisten sind unzuverlässig
3. Die Meisten haben eine Abneigung gegen neue Dinge

Es ist notwendig diese Punkte bei allen weiteren Überlegungen zu berücksichtigen.

Den Ursprung hat ein neues Projekt im Normalfall in einer Idee. In einer Person mit einer Idee. Diese Person, also du, und ihre Idee ist entscheidend für das Gesamte Projekt. Leider scheitert der Großteil schon an der Idee. Denn nicht jede Idee ist auch eine gute Idee. Jeder von uns kennt diese Castingsshows, in denen sich Menschen zu Deppen machen, weil ihre Freunde ihnen eingeredet haben, dass sie Talent haben. Generell ist dieser Punkt sehr schwer, da du einerseits nicht eine alte Idee, die es auf dem Server schon gibt, nicht nochmal in die Welt stellen willst, aber andererseits Regel drei beachten musst und nicht zu innovativ werden darfst. Aus diesem Grund solltest du deine Idee erstmal breit zur Diskussion stellen, bevor du dafür rekrutierst. Andererseits riskierst du, dass du zwar eine Gruppe für deinen Plan begeistern kannst, aber sich eben genauso eine Gruppe bildet die deine Idee grundsätzlich ablehnt.

Das Forum ist schlicht die beste Plattform in der Community um seine Idee zu diskutieren. Sei dir aber auch bewusst, dass im EGM Forum grundsätzlich alles ''harter Kritik'' ausgesetzt wird. Die Herausforderung liegt darin, herauszufinden wieviel von dem berechtigt ist. Hast du eine Quote von neun von zehn Beiträgen in deinem Thema die erwähnen, wie dumm deine Idee ist, dann ist sie das vermutlich auch. Dir bleibt dann noch die Möglichkeit die sachlich formulierte Kritik zu filtern und umzusetzen. Der absolute Todesstoß, den du deinem Projekt verpassen kann, ist eine überwältigende Menge von negativer Resonanz zu ignorieren. Stell dir neben jedem User, der deine Sache im Forum ablehnt, noch einen Kumpel vor, dem er erzählt was für eine dumme Idee du doch hast. So steigt die Anzahl der Leute die Idee kritisch sehen exponentiell.

Neben einer guten Präsentation in der Community überdenke auch dein Konzept. Als Fraktionsleiter ein Squadsystem oder eine neue Waffe einzuführen oder Star Wars Server mit imperialen Setting zu erschaffen sind geile Ideen. Die Idee ist so gut, dass sie vor dir schon eine ganze Menge anderer Leute hatten. Ich möchte dir nicht sagen, dass es in der Community keinen zweiten Sci-Fi Server geben darf. Vielleicht warten alle CW:RP Spiler nur auf eine Person mit deiner Größe und Intelligenz, um sie ins gelobte Land zu führen! Vielleicht. Es ist nur nicht sehr wahrscheinlich angesichts der über 10 gescheiterten Sci-Fi Projekte nahezu irrational. Je öfter ein Konzept bereits durchgeführt wurde, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Leute sich ein Bein ausreißen werden, um dir zu folgen. Bedenke das und erkundige dich wer eine ähnliche Idee bereits umsetzt und versuch dich dort einzubringen. Du sparst du dir eine Menge Arbeit.

Konzeptioniere deine Idee von vorne bis hinten durch.

''Wir wollen unser RP am echten Militär orientieren'' kein Konzept. Damit Leute bei dir langfristig mitmachen, muss du ihnen jeden Tag etwas zu tun geben. Mach dir Gedanken darüber, wie das tägliche Rollenspiel aussehen könnte. Ob es überhaupt einen Weg gibt die Dinge, die dir vorschweben auszuspielen. Ideen die sich cool anhören, aber in der Umsetzung heiße Luft sind baucht keiner. Rollenspiel ist keine Sache, die man auf Dauer im stillen Kämmerchen durchziehen kann.

Neben der Idee ist die Person mit der Idee ebenso entscheidend.

Mach dir keine Illusion. Ein Rollenspielprojekt ernsthaft zu leiten wird jede Minute deiner Online-Zeit beeinflussen. Wenn keine Leute aus deinem Projekt da sind, oder nur sehr wenige, dann wird man von dir erwarten neue zu aquirien, oder jene, die anwesend sind, werden sich beschweren, dass du es nicht tust. Schaffst du es widerum das Leute da sind, dann werden sie von dir erwarten, dass du sie unterhältst und ihre Streitigkeiten schlichtest.

Dies ist der Punkt in dem Projektleitung in universell ist. Ob du ein Fraktionsleiter bist, oder einen ganzen Server leitest, diese Dinge wird man von dir erwarten.

Kannst du nun nur zwei bis dreimal die Woche online kommen kannst, dann werden sich all diese Dinge aufstauen, und dich verschlingen. EGM User streiten sich meistens über Trivialitäten und wenn der Projektleiter dort nicht direkt schlichtet wird der Schaden immer größer.

Viele Projektleiter beschwerten sich in der Vergangenheit darüber, dass man würde ihr Projekt nur am Anfang beachten würde. Die Unterstützung der Community(-manager), dann aber ausbleiben würde. Diese Einstellung ist Fehlerquelle Nummer eins. Am besten ist es auf auf Punkt 1 und 2 der Eigenschaften der Playerbase zu besinnen und sich zu erinnern, dass von der Community gar nichts zu erwarten ist. So wie der neu eröffnete Imbiss um die Ecke im ersten Jahr eine Bewehrungsprobe hat, so muss ein Projekt ein paar Monate (!!!!!) laufen, ehe es auch einmal wirklich jeden erreicht hat und sich rumgesprochen hat, dass es gutes RP bietet.

Du musst den Leuten etwas bieten! Es wird niemals passieren, dass jemand dein Projekt leitet und sich für dich Sachen ausdenkt. Du bist hier der Entertainer, nicht die Anderen. Wenn also deine Motivation das Projekt zu gründen darin besteht, selbst gern von einem solchen Projekt unterhalten zu werden, dann würde ich dir empfehlen erstmal zurückzutreten. Projekte zu leiten ist immer mehr Arbeit, als einfach nur als Teilnehmer aufzutauchen. Und wenn du mit diesem Fakt nicht leben kannst, weil du dir dann ausgebeutet vorkommst, oder sonst etwas, dann lass das Ganze.

Leute zu finden ist einfach. Das geht immer. Die Kunst besteht darin die Leute auch zu halten. Hier ein paar kleine Ratschläge.

Auch wenn du am Anfang ein Dutzend Bewerbungen bekommst, nimm dir die Zeit mit jedem davon mal RP zu machen, oder Teamspeak zu reden. Die meisten Idioten kann man in den ersten zehn Minuten eines Gespräches als solche erkennen und dann aussortieren. Wenn du sie erstmal bei dir im Boot hast, wird es sehr viel schwerer sie loszuwerden, ohne das ihr Kollegen mitziehen oder im Forum Ärger anzetteln. Siehe den Untergang von FO:RP. Du musst nicht jeden mit in dein Projekt nehmen! Unzählige Projekte haben ihren Ruf zerstört indem sie zwei oder drei faule Äpfel dabei hatten.

Viele Projektleiter haben die Illusion sie könnten einen Teil ihrer Arbeit bereits in der ersten Woche auf die sogenannte Nummer Zwei abgeben. Du weißt schon, der eifrige Typ, der von der ersten Woche an dabei war, und eigentlich ganz gutes RP macht. Ich verweise hier auf Grundsatz 2. Wenn du jemanden ein Jahr lang kennst, kannst du schon nicht davon ausgehen, dass er zuverlässig sein wird. Wenn du Verlässlichkeit willst, mach es selbst.

Weiterhin wird die Nummer Zwei, je mehr sie arbeitet, auch immer mehr Einfluss haben wollen. Auf CW:RP läuft es im prinzip immer gleich ab, der eigentliche Leiter ist abwesend. Der offizielle Kram wurde von einer Nummer Zwei gemacht. Irgendwann fühlte die Nr. 2 das Verlangen die Gilde komplett umzugestalten, weil sie mit dem alten Konzept nicht zufrieden ist. Daraufhin zerbricht die gesamte Struktur, weil sie das Konzept des (machtlosen) Gildenleiters wollten und nicht die Träume von Nummer Zwei.

Wenn du Verantwortung aufteilen willst, dann tu das nachdem dein Projekt läng gut läuft (und nicht direkt vor dem Sommerloch) und verteile es in winzig-kleinen Teilen auf möglichst viele Member.

Im Optimalfall wird der Start gut laufen. Wenn dem nicht so ist, hast du vermutlich die falsche Werbung gemacht, oder deine Idee ist nicht so imposant, wie du es dachtest.

Während der aktiven Phase deines Projektes solltest du die Zukunft nicht aus den Augen verlieren. Das bedeutet, dasss du immer im Auge haben solltest, was als nächstes getan wird. Wenn deine User erstmal in Trägheit kommen, und die ersten Leute nur noch sporadisch online kommen, dann ist es zu spät die Leute zu fragen, was sie als nächstes tun möchten. In der Phase, in der die User aktiv sind, muss geplant werden.

Elemente die den User Grinden lassen sollten nicht fehlen, denn nur so bindest du die User fest an dein Projekt. Aktivität, Geld oder XP - spielt eigentlich keine Rolle. Die Leute loggen sich beispielsweise auf CW:RP ein, sind dann zwei Stunden AFK, nur weil sie Angst haben, ihren Rang verlieren zu können. Auf DarkRP ist wiederum der finanzielle Rückstand den man fürchtet und man andauernd neue Dinge freischalten kann.

Und ganz wichtig das MMO-Prinzip. Die Leute werden nicht für ihr Können belohnt, sondern für die Zeit, die sie investieren. So kann dann selbst der letzte Mouthbreather sich elitär fühlen. Macht PvP/PvE möglichst wenig abhängig vom Skill des Spielers, denn er hasst selbst Schuld an einer Niederlage zu sein.

Du musst auch nicht jede Idee, die von deinen Mitspielern genannt wird, umsetzen. Wichtig ist nur, dass du Gründe dafür nennst, warum du willst, was du willst. Solange du die Arbeit machst, ist es auch deine Entscheidung, was gemacht wird.